Warum Windows 10 kostenlos und das letzte seiner Art ist

Am 29. Juli 2015 ist es soweit: Microsoft bringt mit Windows 10 eine brandneue Windows-Version heraus. Bereits im Vorfeld des offiziellen Starts hat das neue Windows 10 für Schlagzeilen gesorgt. Denn Microsoft kündigte an, dass Windows 10 das letzte große Windows-Release in seiner bisherigen Form sein soll. Außerdem soll das Upgrade auf Windows 10 für alle Benutzer von Windows 7 und Windows 8 zudem auch noch völlig kostenlos sein. Wird Windows 10 wirklich kostenlos sein und was steckt dahinter? Der folgende Artikel liefert die Antworten.

Inhaltsübersicht

Windows 10: Das letzte Windows?

„Right now we’re releasing Windows 10, and because Windows 10 is the last version of Windows, we’re all still working on Windows 10.“

Nach Windows 10 ist Schluss?

Als Jerry Nixon, seines Zeichens Technik-Evangelist bei Microsoft, im Mai dieses Jahres im Rahmen eines Vortrags während der Ignite-Konferenz quasi nebenbei bekanntgab, dass Windows 10 die letzte Windows-Version darstellen soll, war ihm sicherlich nicht klar, welche Wellen diese Ankündigung schlagen würde. Windows 10 das letzte Windows? Und danach ist Schluss mit der Weiterentwicklung?

Alles nur ein Missverständnis

Natürlich wird Windows mit dem Release von Windows 10 nicht eingestellt. Die scheinbar beiläufige Bemerkung des Microsoft-Mitarbeiters Jerry Nixon war nämlich nicht ganz so gemeint, wie viele sie verstanden haben. In Wirklichkeit steht es um die Zukunft von Windows weit weniger dramatisch. Microsoft wird sein Betriebssystem auch in Zukunft noch weiterentwickeln. Hintergrund dieses Missverständnisses ist lediglich die veränderte Firmenstrategie, auf die sich Nixon bei seiner Aussage bezog.

Microsofts neue Firmenstrategie

Im Rahmen dieser neuen Strategie will sich Microsoft nun vom bisherigen Prozedere rund um sein Windows-Betriebssystem verabschieden. Bisher war es so, dass die Software-Schmiede alle paar Jahre ein neues Windows mit neuen Funktionen und Verbesserungen auf den Markt gebracht hatte. Das jeweilige neue Windows läutete dann das Ende des Lebenszyklus seines jeweiligen Vorgängers ein.

Zwischen den Windows-Versionen begnügte sich Microsoft jedoch hauptsächlich mit Bugfixing. Echte Verbesserungen und Neuerungen wurden stattdessen hinter den Kulissen entwickelt und für die nächste Version aufgespart. Auf diese Art und Weise versuchte man, bei den Kunden Kaufanreize für neue Windows-Versionen zu schaffen. Dies soll nun anders werden. In diesem Kontext könnte Windows 10 deshalb auch tatsächlich das letzte Windows seiner Art sein.

In Zukunft soll Windows 10 nämlich vor allem die Basis für die „Windows as a Service“ genannte Neuausrichtung der Betriebssystemsparte darstellen. Dank der speziellen Architektur von Windows 10 können nun ganze Teile des neuen Betriebssystems problemlos aktualisiert oder gar ersetzt werden. Microsoft kann damit Verbesserungen oder neue Funktionen in Form von Updates viel schneller unter die Leute bringen. Benutzer müssen also nicht mehr alle paar Jahre ein neues Windows installieren, sondern können ihr System einfach aktualisieren und damit auf den neuesten Stand bringen.

Hintergrund: Der klassische PC als Auslaufmodell

Diese Veränderung der Firmenstrategie war für Microsoft bitter nötig geworden. Zwar verdiente das Redmonder Unternehmen in der Vergangenheit einen Großteil seines Geldes mit dem Verkauf der Windows-Betriebssystemreihe. Doch die Marktlage hat sich in den letzten Jahren deutlich verändert. Die Verkaufszahlen von reinen Desktop-PCs sind seit Jahren rückläufig. Der Trend geht ganz klar weg vom klassischen PC und hin zu den mobilen Geräten.

In diesem neuen Markt gelten zudem scheinbar andere Gesetze und es gibt auch andere Konkurrenz. Mit Google und Apple konkurriert Microsoft hier gegen zwei echte Schwergewichte, die sich jeweils ihr eigenes Ökosystem geschaffen haben. Bei beiden Giganten ist das jeweilige Betriebssystem (Android bzw. iOS) kostenlos. Neue Versionen werden zudem schneller veröffentlicht. Die Erwartungshaltung der Benutzer hat sich diesbezüglich damit automatisch verändert.

Microsoft musste nun einsehen, dass das bisherige Geschäftsmodell rund um Windows in Zukunft immer schlechter funktionieren würde und hat an dieser Stelle entsprechend reagiert. Neue Windows-Versionen wird es zukünftig als Updates geben und Windows 10 dient als Basis.

Windows 10: Wirklich kostenlos?

Als Microsoft im vergangenen Jahr ankündigte, dass Besitzer einer gültigen Lizenz für Windows 7 oder Windows 8 das neue Windows 10 kostenlos bekommen sollen, sorgte das in der Branche zunächst für großes Staunen. Immerhin war es dem Geschäft mit dem Betriebssystem Windows zu verdanken, dass das Unternehmen aus Redmond zu einem der größten der Welt heranwachsen konnte.

In der Vergangenheit galt bisher immer, dass Benutzer für eine neue Windows-Version auch noch einmal neu Geld ausgeben mussten. Dass ausgerechnet das „bisher beste Windows“ für einen Großteil der Nutzer nun kostenlos sein soll, macht auf den ersten Blick gesehen keinen Sinn. Viele Nutzer dachten bei der entsprechenden Meldung deshalb zuerst, es müsse sich dabei um einen Trick oder Marketing-Gag handeln. Nicht wenige können selbst heute noch nicht glauben, dass Windows 10 wirklich dauerhaft kostenlos sein soll.

Microsoft bestätigt – Windows 10 für Nutzer von Windows 7 & Windows 8 kostenlos

Natürlich hat auch Microsoft mitbekommen, dass viele die Meldung bezüglich des kostenlosen Upgrades auf Windows 10 erst einmal mit allerhand Skepsis aufgenommen haben. In der Folge war man bemüht, entsprechende Zweifel und Unsicherheiten auszuräumen, indem man noch einmal betonte, dass der Umstieg für alle Besitzer einer gültigen Lizenz von Windows 7 und Windows 8.1 tatsächlich ohne Kosten vonstatten gehen wird.

In der Fragen-und-Antworten-Sektion auf der offiziellen Seite von Microsoft wird die Frage, ob das Upgrade auf Windows 10 wirklich kostenlos sein wird, wie folgt beantwortet:

Ja. Das Upgrade ist kostenlos. Es handelt sich um die Vollversion von Windows, keine Test- oder Einführungsversion. Das Upgrade ist für begrenzte Zeit verfügbar: Sie müssen das Angebot innerhalb eines Jahres ab der Einführung von Windows 10 in Anspruch nehmen.

In anderen Worten: Wer eine gültige Lizenz für Windows 7 oder Windows 8.1 hat, der bekommt die Vollversion von Windows 10 ohne irgendwelche Funktionseinschränkungen dauerhaft kostenlos, sofern er sein Betriebssystem innerhalb eines Jahres ab der Einführung von Windows 10 upgradet.

Zwischenzeitlich war die angebene Frist von einem Jahr ab Release-Datum für einige etwas verwirrend und stellte die Basis für weitere Skepsis dar. Viele vermuteten eine versteckte Nutzungsgebühr, die für alle Windows-10-Nutzer nach dem besagten Jahr anfallen würde. Microsoft hat daraufhin jedoch schnell erklärt, dass es keine solche Nutzungsgebühr geben wird. Windows 10, so wie es als Upgrade für Windows 7 und Windows 8.1 angeboten wird, bleibt dauerhaft kostenfrei. Nur wer nach der Frist auf Windows 10 upgraden will oder aber lediglich ein Windows sein Eigen nennt, das nicht zum kostenlosen Upgrade berechtigt, muss für eine Lizenz für Windows 10 bezahlen.

5 Gründe warum Windows 10 kostenlos ist

Wer nun immer noch nicht an ein Gratis-Windows glaubt, dem sei gesagt, dass Microsoft Windows 10 natürlich nicht einfach so aus purer Wohltätigkeit als kostenloses Upgrade anbieten wird. Der Redmonder Software-Gigant verfolgt mit Windows 10 nämlich eine klare Strategie. Kurzfristig will Microsoft mit Windows 10 zwar finanzielle Einbußen hinnehmen, aber langfristig will sich die Firma damit für die Zukunft besser positionieren.

1. Grund: Die Konkurrenz

Wie bereits erwähnt, geht der Trend auch weiterhin deutlich in Richtung Benutzung von Mobilgeräten. In diesem Bereich haben Google und Apple im Moment die Nase eindeutig vorn, was den Marktanteil angeht. Sowohl Android und iOS sind als Betriebssysteme für den Nutzer kostenlos. Microsoft musste hier nachziehen und setzt das nun mit Windows 10 erstmalig konsequent um.

2. Grund: Zukünftige Kosten

Wie man schön am populären Windows XP sehen kann, werden eigentlich veraltete Windows-Versionen auch noch Jahre nach dem Ende ihres eigentlichen Haltbarkeitsdatums von vielen noch genutzt. Für Microsoft ist dies jedoch kein Grund zur Freude, denn es bedeutet, dass zusätzliche Zeit und zusätzliche Gelder in den Support und die Updates der alten Versionen fließen müssen. Microsoft hat deshalb ein Interesse daran, dass möglichst viele Nutzer von veralteten Windows-Versionen schnellstmöglich auf Windows 10 umsteigen. Denn so lassen sich zukünftige Kosten einsparen.

3. Grund: Eine Software-Basis für alle Geräte

Windows 10 wird auf allen erdenklichen Geräten laufen. Damit werden alle Geräte mit einer gemeinsamen Code-Basis betrieben. Auf Seiten Microsofts soll dies zu weiteren Kosteneinsparungen führen. Aber auch die Entwickler von Windows-Software werden profitieren. Eine für Windows 10 geschriebene App wird in Zukunft zum Beispiel sowohl auf dem Desktop-PC als auch auf dem Smartphone laufen und kann über den Windows Store relativ einfach verbreitet werden. Microsoft erhofft sich, damit den Rückstand im App-Angebot im Vergleich zur Konkurrenz aufholen zu können.

4. Grund: Neue Geschäftsfelder

Die Veränderungen, die im Markt der Betriebssysteme stattfinden, sorgen dafür, dass sich selbst ein Riese wie Microsoft anpassen muss, um den zukünftigen Erfolg zu sichern. Im Falle von Microsoft bedeutet dies, dass das bisherige Windows-Geschäftsmodell langsam ad acta gelegt wird und stattdessen neue Geschäftsfelder erschlossen werden sollen. Dank der neuen Ausrichtung hin zu „Windows as a Service“ soll dies gelingen.

5. Grund: Das Microsoft-Ökosystem

Microsoft stellt seinen Nutzern mit Windows längst nicht mehr nur ein Betriebssystem zur Verfügung. Genau wie die Konkurrenz von Google oder Apple hat man sich inzwischen viel breiter aufgestellt und es ist ein ganzes Ökosystem von Software (zum Beispiel Office oder Skype) und Diensten (zum Beispiel Bing oder OneDrive) entstanden. In diesem Ökosystem ist alles irgendwie miteinander vernetzt und konkurriert immer auch mit den jeweiligen Alternativen der Ökosysteme der Konkurrenz. Über eine möglichst große Verbreitung von Windows 10 kann Microsoft dafür sorgen, dass das eigene Ökosystem weiter wächst.

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